Das ist ein richtiger und ansprechender Text und meines Erachtens nicht einmal gar so wütend, wie ein Rant sein dürfte. In der Tat verleitet das Web zur schnellen Frage. Noch schlimmer finde ich aber die völlige Inaktivität. Immerhin nehmen die von Dir angesprochenen Kontakt auf. Sie werden dann selber merken, dass ihnen die längste Link- oder Bücherliste nichts nutzt, und dass sie alle die Quellen dennoch selber durchlesen und darüber nachdenken müssen.
Wer Deinen Text liest, gehört sicher nicht zu den von Dir angesprochenen. Dennoch wundere ich mich auch immer wieder, dass es offenbar notwendig ist, darauf hinzuweisen, dass unbekannte Fremdwörter gegoogelt werden können/sollen. Ich verzichte absichtlich darauf, wenn ich einen Text schreibe, weil es mir so selbstverständlich ist, vor allem jetzt, wo ich neben dem aktiven Browserfenster immer ein Fenster mit Wikipedia bereit halten kann. Ich muss nicht mehr zum Büchergestell gehen und dort den Duden suchen, wie früher. Heute ist das Nachschlagen unbekannter Begriffe absolut mühelos. Dennoch fragen mich immer wieder Leser meiner Texte, was dieser oder jener Begriff bedeute.
Während ich das schreibe, erhielt ich eine Anfrage eines Studenten für Mathe-Nachhilfe. Das scheint mir in dasselbe Kapitel zu gehen. Man will lieber „Theorie“ konsumieren, als selber Aufgaben zu lösen, obwohl an einer Matheprüfung nur das Handwerk gefragt ist und keine Theorie abgefragt wird. Oder man will sich lieber eine Bücherliste geben lassen, als sie selber zusammen zu suchen.
Forschung ist heute genauso Forschung, wie vor 30 Jahren: unbequem und nervenaufreibend. Da ändert das Web nichts daran. Was das Web bequemer gemacht hat: man kann von zuhause aus suchen und man braucht keine schweren Bücher herum zu tragen. Das ist alles. Nett sind in vielen Fällen auch animierte 3D-Modelle, aber sogar dafür muss man ziemlich viel Arbeit investieren.
Ohne harte Arbeit geht auch mit dem Web nichts.